Im alten Ägypten war das sogenannte Seilspannen eines der zentralen Elemente der Gründungszeremonie für einen Tempelbau.
Eine Gründungszeremonie begann vereinfacht zusammengefasst mit dem Auszug des Pharaos und seinen königlichen Fahnenträgern aus seinem königlichen Palast.

Am Ort des zukünftigen Tempels wurde der Pharao von einem Priester oder einer Priesterin begrüßt. Die Priesterin oder der Priester waren die Stellvertreter jener Gottheit zu Ehren dessen der Tempel errichtet wurde.
Währen der Nacht wurde der Tempel im Zuge des pedj-shes, dem Ritual des Seilspannens, zum einen an bestimmten astronomischen Achsen ausgerichtet und zum anderen wurden die Ausmaße und die Proportionen des Tempelgrundrisses konstruiert und festgelegt. Dieses Ritual stand unter dem Schutz der Göttin Seshat (Sesha, Sesheta or Safekh-Aubi), der der Beschützerin des Königs, der Tempelbibliotheken und der Baumeister*innen..
Die für dieses Ritual benutzte Schnur wurde mit dreizehn Knoten in zwölf gleich lange Abschnitte eingeteilt. Eine solche Schnur wird heute auch als Druidenschnur bezeichnet.
Mit diesem Hilfsmittel lassen sich zum Beispiel sehr einfach rechte Winkel, gleichschenklige und gleichseitige Dreiecke oder auch Rechtecke und Rauten bestimmen. Eine solche Schnur wurde noch bei den Bauhütten im Mittelalter unter anderem zur Konstruktion von Kathedralen benutzt.
Während des pedj-shes - stark vereinfacht erzählt - spannten die Ägypter diese Schnur, an den Eckpunkten wurden Pflöcke in den Boden geschlagen und die Schnur an den Pflöcken festgemacht. Anschließen wurde die Schnur gelöst und zu Boden fallen gelassen. Die Schnur zeigt jetzt den Grundriss der Außenmauern des Tempels am Boden.
Für einen schnell zu bestimmenden rechteckigen Grundriss wurde die Schnur so gespannt, dass vier Knoten genau in den vier Ecken zu liegen kamen. Die Proportionen der Seitenlängen hatten das Verhältnis 1:5. Aus diesem Rechteck heraus konnte z.B. durch ein Spiegeln an der Längsseite rasch ein Rechteck mit den Proportionen 2:5 konstruiert werden. Durch hinzuziehen von zwei Stäben konnte aus der Schnur rasch ein Zirkel entstehen, mit dessen Hilfe viele weitere Proportionen – wie Z.B. ein Rechteck im „Goldenen Schnitt“, oder ein Rechteck aus dem Quadrat bzw. aus dem Dreieck heraus konstruiert werden konnten.

Die Formen, Maße und Proportionen haben einen starken Einfluss auf die feinstoffliche Qualität eines Tempels (oder generell eines Gebäudes) und somit auf die Wirkung des Gebäudes auf seine Besucher.
Die heilige Geometrie ist nicht nur Landvermessung oder Planung und Konstruktion eines Tempels, sondern die Nachformung der in der uns umgebenden Natur vorkommenden Ausrichtungen, Formen, und Proportionen, um diese kosmischen und irdischen Energien in unsere materielle Welt von Raum und Zeit einfließen zu lassen.
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