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Die Heilige Barbara - Hintergründe, Brauchtum und vorchristliche Ursprünge

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Laut der Legende blieb Barbara auf dem Weg ins Gefängnis an einem kahlen Kirschzweig hängen, den sie mitnahm und in ihrer Zelle ins Wasser stellte. Am Tag ihrer Hinrichtung begann der Zweig zu blühen, was als Zeichen von Hoffnung, Leben und Auferstehung gedeutet wird.

Blühende Barbarazweige - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Blühende Barbarazweige

Daraus entwickelte sich der Brauch, am 4. Dezember, dem Barbaratag Zweige von Obstbäumen, typischerweise Kirsch-, Apfel- oder Pflaumenbäumen zu schneiden. Die Zweige werden in lauwarmes Wasser gestellt und an einen hellen, mäßig warmen Ort gebracht. Das warme Wasser simuliert den Frühlingsbeginn, wodurch die Knospen zum Blühen angeregt werden.

Blühende Barbarazweige bis zum Weihnachtsfest gelten als gutes Omen und symbolisieren Hoffnung, Fruchtbarkeit und die Verbindung von Leben und Tod.

Der Brauch der Barbarazweige gehört zu den vorweihnachtlichen Bräuchen, die vor allem in katholisch geprägten Regionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Teilen Mitteleuropas gepflegt werden. Er vereint christliche Traditionen mit vorchristlichen Vorstellungen von der Wirkkraft der Natur.

Die Heilige Barbara gehört zu einer christlichen Frauendreiheit. Zusammen mit der Heiligen Katharina und der Heiligen Margarethe bilden sie die sogenannten „Heiligen drei Madl“. Katharina mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm und Katharina mit dem Radl, das sind die "Heiligen drei Madl". Die drei Heiligen Frauen sind wiederum Teil der 14 Nothelfer, einer Reihe von Heiligen, die im 14 Jahrhundert von der Kirche eingeführt wurden. Eine Zeit, die geprägt war von Leid und Elend durch Krankheit (Pest) und Krieg, die das Volk an der noch relativ neuen christlichen Religion zweifeln ließ, so dass der alte Volksglaube wieder mehr und mehr an die Oberfläche drängte. Die Menschen besannen sich wieder ihrer nun „heidnischen“ Rituale. Was wiederum der Kirche missfiel und sie zur Einführung der 14 Nothelfer zwang, darunter – wie oben erwähnt – die Heiligen drei Madln und eben die Barbara.


Vorchristliche Ursprünge

Die drei Bethen - Nikolauskirche in Klerant - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Die drei Bethen - Nikolauskirche in Klerant

Wie viele der christlichen Heiligen haben auch die Heiligen drei Madl und somit auch die Heilige Barbara vorchristliche Ursprünge. Um mit der Missionierung voranzukommen, musste die Kirche den Menschen, die seit der Altsteinzeit die Erdmutter als große Schöpferin, Ernährerin und Schicksalsgöttin verehrten, etwas anbieten. Göttin und Erdmutter manifestierte sich in der Natur, unter anderem in Hügeln, Tälern, Quellen, Steinen und Felsen, Bäumen und weiteren markanten Naturerscheinungen. Es waren ihre Heiligen Orte, an denen die Göttin Heilung, Linderung, Fruchtbarkeit, Kinder, Schutz, Segen und vieles mehr schenkte. Die Kirche spielte mit der Angst und verband diese Orte mit Hölle und Teufel. So entstanden unter anderem die vielen Teufelssteine, Höllensteine und Hexensteine. Parallel errichtete sie nahe an diesen Orten Kapellen oder Kirchen, die bestimmten Heiligen geweiht waren, die nun den Menschen bei Anbetung die gleiche Hilfe boten, wie etwa der bisher aufgesuchte Heilige Stein oder der Heilige Baum.

So sind die Heiligen drei Madl die christlichen Nachfolgerinnen der drei Bethen. Näheres über die drei Bethen findest du im Blogbeitrag „Auf den Spuren der drei Bethen in Südtirol“. Die Wurzeln der drei Bethen reichen wiederum weit zurück in die Altsteinzeit, die geprägt war von einer Göttin-Spiritualität. Zahlreiche Funde von Göttin-Figurinen – wie etwa der „Venus von Willendorf“ – zeugen davon. Die Menschen beobachteten das den Jahreslauf bestimmende Muster von Wachsen, Blühen, Welken und Wiederkehren, in welchen die Menschen den ewigen Zyklus von Werden, Sein, Vergehen und Wiederkehr erkannten, in den alles und jeder eingebunden war. Hinter der Regeneration und dem Zyklus in Natur und Kosmos erkannten sie die weibliche Schöpfungskraft, eine Göttin-Mythologie mit einer großen Urmutter und Ahnfrau, die aus sich selbst heraus die gesamte Welt erschaffen hat, diese beschützte und ernährte.


Die Heilige Barbara und der weiße Aspekt der dreigestaltigen Göttin

Mit der sich wandelnden Natur, der Vegetation, des Sonnen- und Mondlaufs im Jahreskreis wandelt sich auch die große Göttin. Vom jungen Mädchen im Frühling – dem weißen Aspekt, zur reifen Frau im Sommer – dem roten Aspekt und weiter zur alten Weisen im Herbst – dem schwarzen Aspekt, um in weiterer Folge sich aus sich selbst heraus zu verjüngen und als junge Mädchengöttin wiederzukehren.

In ihrem weißen Aspekt bewohnt sie als Herrin über die kosmischen Kräfte die Himmelsregion, in ihrem roten Aspekt bewohnt sie als Schenkerin von Leben und Liebe die Welt von Pflanzen, Tieren und Menschen und in der Gestalt einer alten, weisen Frau bewohnt sie als Hüterin der großen Mysterien von Leben und Tod und der magischen Kräfte der Transformation in ihrem schwarzen Aspekt die Unter- oder Anderswelt.


Heilige Barbara - Nikolauskirche in Karnol - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Heilige Barbara - Nikolauskirche in Karnol

Im Fresko der drei Bethen in der Nikolauskirche in Klerant oberhalb von Brixen in Südtirol ist es Bruen, die mit einem weißen Mantel bekleidet ist. Hier erkennen wir einen ersten Bezug zur Heiligen Barbara. In dem von der Kirche erzählten Martyrium, kam ein Engel vom Himmel und legte um die blutende Barbara ein weißes Gewand. Ein weiteres Attribut von Barbara ist der Turm. Er bezieht sich ebenfalls auf das Martyrium. Ihr Vater Dioscuros wollte sie von den Christen fernhalten und errichtete einen Turm, in dem er Barbara einsperren lassen wollte. Der Turm beschreibt mythologisch eine Weltenachse. Der Turm, in welchem Barbara hoch oben eingesperrt werden sollte, verbindet die Kosmische mit der irdischen Sphäre. Barbara sitzt hoch oben im Turm, symbolisch also hoch oben, in ihrer Himmelsregion als Herrin über die kosmischen Kräfte. Barbara hielt dem Martyrium stand empfing heimlich die Eucharistie und wurde nach einigen weiteren Etappen der Grausamkeit letztlich von ihrem Vater durch Enthauptung getötet. Dioscuros wurde unmittelbar nach der Tat durch einen Blitz getötet. Auch der Blitz steht mythologisch für eine Weltenachse. Wir sprechen z.B. von einem Geistesblitz, wenn wir einen plötzlichen Einfall aus der geistigen Welt erhalten. Blitze sind Botschaften aus den himmlisch/kosmischen Sphären. So weist der weiße Mantel, der Turm und der Blitz die Heilige Barbara als den weißen Aspekt der dreigestaltigen Göttin aus.

 

Auch im Volksbrauch des Schneidens der Barbarazweige erkennen wir den weißen Aspekt. Der 4. Dezember liegt tief in der dunklen Zeit im Jahreslauf. Alles hat sich zurück- und zusammengezogen und die Menschen sehnen sich nach der Rückkehr des Lichts mit der Wintersonnenwende. So ist der Brauch auch ein Orakelbrauch. In den dunklen Zweigen versteckt sich die Heilige Barbara noch die sich mit der Wintersonnenwende in ihrem weißen Kleid, den weißen Blüten, den Menschen zeigt. Die Göttin hat sich vom schwarzen in den weißen Aspekt gewandelt und mit ihr auch alles andere. Sie kehrt als junge Mädchengöttin zurück und bringt das Licht, die Vegetation, Kindersegen und alles, was sonst noch kommen darf, mit sich aus der Anders- oder Unterwelt.


Zum Schluss noch eine Wetterregel: Barbara im weißen Kleid, verkündet gute Sommerzeit!






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