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Die schlafende Göttin von Dolní Věstonice

Aktualisiert: 10. Feb. 2023

Immer wieder rufen mich alte, heilige Orte. Scheinbar zufällig kommen sie in mein Leben – durch ein Buch, einen Artikel, durch ein Bild oder durch ein Gespräch. Ich betrachte es immer als schönes Geschenk, als Einladung diese besonderen Orte zu besuchen.


So geschehen auch mit den Pollauer Bergen. Diesmal war es die sogenannte „Venus von Dolní Věstonice“, die mich in ihren Bann zog. Meine Frau brachte eine Replik dieser Göttinnen-Figurine von einem Besuch des Naturhistorischen Museums in Wien mit nach Hause. Sie ist nur etwa 12 cm groß und hat trotzdem eine ungemein starke Präsenz und Ausstrahlung.


Die Venus von Dolní Věstonice wurde 1925 im Rahmen von Ausgrabungen an einem Lager steinzeitlicher Mammutjäger in Dolní Věstonice (Unterwisternitz), Mähren ausgegraben. Ihr Alter wird auf 25000 bis 29000 Jahre geschätzt. Sie wurde aus Lösslehm hergestellt der – zur Vermeidung von Schrumpfrissen - mit Knochenmehl gemagert wurde. Die Figurine ist 11,2 cm hoch und zählt zu den ältesten keramischen Erzeugnissen. (Quelle: Wikipedia).


Die Venus von Dolní Věstonice wurde vor ca. 25.000 bis 29.000 Jahren von Menschen der Altsteinzeit – konkret dem Jungpaläolithikum - angefertigt. Sie hat große Brüste, ein breites Becken mit ausladenden Hüften. Den Bauch ziert ein großer Nabel. Die Augen sind durch zwei Schlitze angedeutet. Nase, Mund und Ohren fehlen genauso wie individuelle Gesichtszüge. Auch die Arme sind nur angedeutet. In den Kopf sind vier markante Grübchen eingearbeitet.


Warum schlugen die Jäger und Sammler gerade hier ihre Lager auf? Welches Weltbild prägte sie? Von welcher Spiritualität waren sie erfüllt? Was bewog sie, diese und ähnliche Figurinen zu formen? Wer waren diese Frauen? Für wen bzw. für was standen sie?


Neben der Figurine von Dolní Věstonice wurden, quer über ganz Europa verteilt, von Portugal über Israel bis nach Sibirien viele ähnliche, altsteinzeitliche Figurinen ausgegraben. Sie sind zwischen 14000 und 35000 Jahre alt. In Österreich am bekanntesten ist die sogenannte Venus von Willendorf, in Deutschland die Venus vom Hohlefels.


Bilder von Göttinnen Figurinen

Venus von Foto: Petr Novák, Wikipedia | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Venus von Dolní Věstonice; Foto: Petr Novák, Wikipedia
Venus von Willendorf; Foto: Don Hitchcock - Wikipedia - CC BY-SA 4.0 - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Venus von Willendorf; Foto: Don Hitchcock - Wikipedia - CC BY-SA 4.0



Venus vom Hohlefels; Foto: Ramessos - Wikipedia - CC BY-SA 3.0
Venus von Eliseevitchi; Foto: Thilo Parg - Wikipedia; CC BY-SA 4.0 - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Venus von Eliseevitchi; Foto: Thilo Parg - Wikipedia; CC BY-SA 4.0

Der Großteil der Figurinen zeichnet sich durch große Brüste, ausladende Hüften und breite Becken aus. Sie stehen symbolisch für den nährenden und den schöpferischen Aspekt einer Frau. Sie ist es, die das menschliche Leben auf die Welt bringt, es nährt und schützt. Die Frau stand im Zentrum dieser Gesellschaften. Sie garantierte den Fortbestand einer Sippe, eines Clans, denn sie war es, die die verstorbenen Ahninnen und Ahnen wiedergebar. Dieser Wiedergeburtsglaube wird auch durch die Beerdigung der Menschen in Hockestellung (Embryonalstellung) mit zahlreichen Grabbeigaben belegt. Die Toten begaben sich auf eine Jenseitsreise, bekamen Speise, Trank und nützliche Gegenstände mit auf ihren Weg durch die Anderswelt. Sie gingen zurück in die Erde (Grab, Höhle), zu ihrer großen Urmutter und Ahnfrau, die alles Leben auf Erden hervorbringt, es am Ende wieder zu sich zurückholt, um es zu gegebener Zeit wieder auf die Erde zurückzusenden und in ihrem Inneren die großen Mysterien von Tod und Leben hütet.


Weltbild der steinzeitlichen Menschen

Das Weltbild der Menschen von Dolní Věstonice, sowie der gesamten alt- und jungsteinzeitlichen Kulturen war vom Kommen und Gehen geprägt, dem ewigen Zyklus von Werden, Sein, Vergehen und Wiederkehr, in den alles und jeder eingebunden ist. Alles entsprang der großen Schöpferkraft von Mutter Erde. Demnach war alles mit allem verbunden, alles stand gleichberechtigt nebeneinander. Diese Allverbundenheit der Welt war ein weiterer Aspekt ihres Weltbildes genauso wie die Polarität der Welt. Vom Leben in den Tod und wieder zurück ins Leben. Vom Sommer in den Winter und wieder in den Sommer. Alles war von den sich bedingenden und ergänzenden Polen durchzogen. Nichts war per se gut oder böse.


Spiritualität der steinzeitlichen Menschen

Spirituell waren sie erfüllt von der Urmutter und Ahnfrau, der Erde selbst. Sie war ihre große Göttin. Die ausgegrabene Figurine war ein wichtiges, zentrales Symbol der Menschen. Es stand symbolhaft für ihre große Göttin und deren zentrale Aspekte. Sie schenkte den Menschen das Leben, die Nahrung, den Raum und die Zeit und stellte die Menschen unter ihren Schutz. Es war nur folgerichtig, dass die Göttin eine Frau war.

Göttinnen Figuriene und Bergrücken mit Fundstelle | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Die schlafende Göttin im Bergrücken und nachgeformt in der Figurine

Die schlafende Göttin

Betrachtet man das Profil der Venus von Dolní Věstonice in der Horizontale, kann man große Ähnlichkeiten mit dem Profil des Bergrückens entdecken, an dessen Fuß die Figurine gefunden wurde. Der Gebirgszug war die Verkörperung ihrer großen Stammesmutter und Ahnfrau. Im Profil erkannten sie die dort ihre schlafende Göttin.

Die einzelnen Erhebungen, ihren Kopf, ihre Brüste, Bauch ud Hüften und ihre Beine. Gab es einen besseren Platz für ein Lager als dort, wo sich den Menschen ihre Göttin zeigte? Die Göttin hat den Menschen den Platz gewiesen.

Die altsteinzeitlichen Menschen von Dolní Věstonice formten ihr Göttin in entsprechenden Figurinen nach. Die Göttinnen-Figurinen wurden zu ihren göttlichen Begleitern und zu heiligen Symbolen der Göttin.

Durch die rituelle Aktivierung der Figurine - z.B. währende der Festtage entlang des Jahreslaufs - wurde die Göttin um Fruchtbarkeit, Heilung, Schutz und Segen angerufen.


Die Erhebungen wurden im Laufe der Zeit zu sakralen Orten. Mit der Jungsteinzeit begannen die Menschen hier dauerhaft zu siedeln. Ackerbau und Viehzucht gaben ihnen die Möglichkeiten sesshaft zu werden. Weiter in der Zeit kamen neue Herren, brachten andere Religionen mit und besetzten die heiligen Orte mit ihren Symbolen und sakralen Traditionen.


Die heutigen Namen der Erhebungen der Pollauer Berge, die geologisch zu den Äußeren Westkarpaten gehören und sich über ca. 20 km in nordsüdlicher Richtung vom Maidenberg [Děvin] bis zum Falkenstein in Niederösterreich ziehen, deuten noch immer auf die große Bedeutung der Gegend für die frühen Bewohner hin. Von Norden nach Süden sind es zunächst auf tschechischer Seite der Annaberg, der Kesselberg, der Tafelberg und der Heilige Berg (früher auch Tanzberg) und weiter auf der österreichischen Seite der Schweinbarther Berg, der Höllenstein und der Falkenstein.


Diese Erhebungen wurden zu heiligen Orten, die den Menschen Linderung und Heilung bei körperlichen und seelischen Leiden schenkten. Hier empfingen die Frauen die Kinderseelen von der großen Göttin oder sie kamen hierher, um die Kinder in die Welt zu bringen. Es waren ihre heiligen Kultberge. Dort feierten sie entlang des Jahreskreises zu bestimmten Festpunkten und Festzeiten die Mysterienfeste zu Ehren ihrer Göttin, die alles Leben trägt.


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