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Der Raum - Vom Naturraum zum Kulturraum

In dieser Blogreihe schreibe ich über den Raum. Wir sind immer von Raum umgeben, wir nehmen ihn bewusst oder unbewusst wahr bzw. gestalten ihn aktiv mit. In diesem ersten Beitrag beginne ich mit der Raumerfahrung der frühen Menschen und der Entwicklung des Kulturraumes aus dem Naturraum heraus.


Raumerfahrung und Manifestation des Raumes durch die frühen Menschen

Das Haus, der Wohnraum gehört zum Menschen. Unterschiedlichste Behausungen bieten dem Menschen seit Anbeginn Schutz, Rückzugsort, und festigen den Zusammenhalt von Familien.

Ein Raum entsteht durch Begrenzung, durch Einfriedung, durch Umhegung. Die erste Raumerfahrung der Menschen entstand aus dem Beobachten heraus. Auf das Ergreifen folgte das Begreifen. Der Mensch erkannte sich in einer Sphäre, einer Kugel die aus zwei Hemisphären bestand. Die eine Hemisphäre spannte sich als Himmelskuppel über ihn auf, gehalten von einer unsichtbaren Kraft, auf der die Gestirne ihre Bahnen zogen – von Ost nach West – ebenfalls angetrieben von einer unsichtbaren Wirkkraft. Jeden Tag wurden sie im Osten, verjüngt und erneuert, aus der Erde heraus geboren. Diese Verjüngung und Erneuerung geschahen in der anderen Hemisphäre, die sich spiegelgleich zur oberen Hemisphäre unter der Erde ausbreitete. Dies war das Reich einer weiteren Kraft, die alles transformierte, verjüngte und wieder auf die Erde schickte. Kugeln und Halbkugeln waren die ersten von Menschen gestalteten Gegenstände, die keine Werkzeuge waren. Es waren die ersten Kultgegenstände.


3-5 cm große aus Löss geformte Kugeln aus dem Altpaläolithikum, Achenheim im Elsaß | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und ARcheologie
3-5 cm große aus Löss geformte Kugeln aus dem Altpaläolithikum, Achenheim im Elsaß*

Halbkugeln aus dem Neolithikum, Hypogäum von Ħal-Saflieni auf Malta | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Halbkugeln aus dem Neolithikum, Hypogäum von Ħal-Saflieni auf Malta*

In den Punkten und Linien am Himmel, den Gestirnen und ihren Bahnen, erkannten die frühen paläolithischen Menschen aber auch ein Ordnungsprinzip, einen Grundplan und ein Kommunikationssystem. So wie Punkte und Linien am Nachthimmel einen Weltplan festhielten, hielten die paläolithischen Menschen mit Punkten (Schälchen) und Linien ihr Erkenntnisse, ihr mythologisches Weltbild durch Inzisionen (Felsritzungen) in ihren Kulthöhlen fest.


Vom Naturraum zum Kulturraum - die Einteilung der Welt

Von ihrem Standpunkt aus erkannten sie die Grenzen der Hemisphäre und hielten diese in einem Kreis fest. Die erste abstrakte Darstellung des Raums war vollbracht. Die Grenze dieses großen und weiten Naturraumes war aber diffus, unendlich und unerreichbar.


Sie erkannten weiters den Verlauf der Sonne, die im Osten aus der Erde heraus geboren wird, immer und am Abend im Westen in die Erde hinein stirbt. Zu den Tagundnachtgleichen im Frühling und im Herbst genau im Osten und genau im Westen. Im Laufe des Jahres verschieben sich die Auf- und Untergangspunkte um diese Mittelpunkte, die Kardinalpunkte Ost und West.

Der Sonnenlauf von Kardinalpunkt zu Kardinalpunkt wurde mit einer Linie verbunden. Der Kreis, der Kosmos, die Welt, der Raum, wurde durch die, die Kardinalpunkte verbindende Weltenachse (Axis Mundi), in zwei gleich große Teile geteilt. Die Ost-West-Achse ergab sich aus der Beobachtung der Gestirne. Die Nord-Süd-Achse als weitere Weltachse fügten die Menschen aus einem reinen Denkakt heraus hinzu. Die diffuse Welt wurde durch die beiden Weltachsen geteilt und gegliedert, in vier Viertel geordnet und erhielt im Schnittpunkt der beiden Achsen einen Mittelpunkt. Von diesem Punkt gehen die vier Himmelsrichtungen in den vier Kardinalpunkten am Horizont auf. Die Überkreuzung der Weltenachsen im Mittelpunkt erschafft wiederum vier rechte Winkel. Die geistige Ordnung des Raumes orientierte sich jetzt nach dem Viererprinzip. Der rechte Winkel war ab jetzt ein bestimmendes Gesetz und ist seit den Bautätigkeiten der Neandertalerzeit überliefert, ebenso wie das Vierteln der Welt. Wir vierteln heute immer noch unsere Städte.


Bemalte Kiesel aus der Höhle Mas d'Azil, Ariège | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Bemalte Kiesel aus der Höhle Mas d'Azil, Ariège*

In einem weiteren Schritt entwickelte sich aus dem Naturraum mit seinen diffusen Grenzen der Kulturraum mit stabilen, festen Grenzen. Mit dem Schnittpunkt der Weltachsen hatten die Menschen den Mittelpunkt der Welt gefunden und die vier Kardinalpunkte markierten die vier Weltgegenden am Horizont. Jeder der vier Punkte wurde jetzt als eine Weltecke verstanden. Die Weltecken wurden jeweils durch ein Schälchen markiert und diese wiederum durch Linien verbunden. Das Ideogramm Quadrat bzw. Viereck war entwickelt. Der diffuse, unendliche Naturraum bekam Ausmaße und Grenzen. Der Kulturraum als Viereck und das Ordnungsprinzip der Vier waren geboren. Vier Richtungen, vier Kreuzarme, vier rechte Winkel, vier Weltecken und die vier Seiten des Vierecks. Bis heute bestimmt dieses Prinzip die Gestaltung der Behausungen von uns Menschen.

* Bilder entnommen aus: Marie E.P. König, Am Anfang der Kultur: Seite 33, Seite 82, Seite78


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