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Wie das Luciafest auf den 13. Dezember kam


Das Lichterfest am 13. Dezember | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Das Lichterfest am 13. Dezember

Am 13. Dezember wird der Heiligen Lucia mit einem Lichterfest gedacht. Das sogenannte Luciafest wird vor allem in Italien und in Schweden gefeiert. In Schweden tritt sie als Luzienbraut auf, mit einem grünen Kranz und brennenden Kerzen, der an den Adventkranz erinnert.

Lucia soll, während der diokletianischen Christenverfolgung, zu Syrakus mit dem Schwerte hingerichtet worden sein. Die Legende der Heiligen Lucia, die erst im 6. Jahrhundert – also sehr spät – aufgezeichnet wurde, ist sehr schablonenhaft und historisch nicht belegt. Lucia soll von ihrer Mutter Eutychia christlich erzogen worden sein. Dennoch wurde ihr ein heidnischer Freier aufgedrängt, den sie aber entschieden abwies. Sie riss sich ihre Augen, die den Jüngling bezaubert hatten, aus und schickte sie diesem in einer Schale. Deshalb sieht man die Heilige Lucia in der christlichen Ikonographie häufig mit dem Attribut der Augen auf einer Schüssel. Manchmal sieht man sie auch mit Schwert und Halswunde, mit der Märtyrerpalme oder mit Buch und Öllampe dargestellt.



Wie hängen die Santa Lucia und das Lichterfest zusammen?

Das Lichterfest war zu vorchristlichen Zeiten ein wichtiges Ritual zur Wintersonnenwende. Doch mit dem Julianischen Kalender, der bis ins 16. Jahrhundert verwendet wurde und der in der Übereinstimmung zwischen Sonnen- und Mondjahr – die nicht aufeinander abgestimmt waren - immer ungenauer wurde, rutschte der kürzeste Tag des Jahres allmählich auf den 13. Dezember. Erst mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders Ende des 16. Jahrhunderts wurde dieser Fehler korrigiert und der Mittwintertag wanderte vom 13. auf den 21. Dezember und die Heilige Lucia wurde auf den 13. Dezember gesetzt. Die Lichterbräuche hielten sich jedoch am 13. Dezember, obwohl sie zur Wintersonnenwende und nicht zum Advent gehören und wurden so allmählich zu jenen Festen, mit denen die Heilige Lucia heute noch verehrt wird.


Lucia von Syrakus mit dem Attribut der Augen auf einer Schale | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Lucia von Syrakus mit dem Attribut "Augen auf einer Schale"

So sehr der lokale Kult der Reliquien die Heilige Lucia in Italien zu einer Volksheiligen werden ließ, so wenig Bedeutung erlangte sie für das religiöse Volksbewusstsein in den meisten anderen europäischen Ländern (Schweden ausgenommen). Hier gelang es der Kirche nur unvollkommen, die Heilige jene Stellung einnehmen zu lassen, die schon lange vor ihr eine weibliche Gestalt aus vorchristlicher Zeit innehatte. Doch ihr Wesen wurde durch den neuen Glaubensschein der lichten und hellen Lucia immer mehr in deren Schatten gedrängt und verdunkelte dort zusehends, aber gänzlich verschwunden ist sie nicht. Sie geht heute noch um, in den Stürmen der langen Mittwinternächte.


So ist es sicher kein Zufall, dass die Kirche das Fest der Lucia in diese dunkle Zeit setzte. Wie oben erklärt, war es ja ursprünglich das Fest der Mittwinternacht. Ein Fest von großer Bedeutsamkeit und erfüllt von Ritualen und Kulthandlungen. Es ist eine Zeit der Transformation – vom Vergehen zur Wiederkehr, vom Tod zurück ins Leben, von der dunklen zurück in die helle Zeit. Es ist die Zeit der Wesensverwandlung. Die oben erwähnte weibliche Gestalt wandelt sich von der dunklen Winteralten zum hellen, jungen Mädchen. Die weibliche Gestalt war niemand anderes als die dreigestaltige Göttin, die mit der Wintersonnenwende beginnt, sich wieder in ihrem weißen Aspekt zu zeigen. Diese Wesensverwandlung wurde mit dem Ritual des Maskierens unterstützt. Die heutigen Perchtenläufe und das Maskentreiben leiten sich davon ab, wobei sich die ursprüngliche Maskierung auf Holzmasken bzw. das Schwärzen des Gesichts mit Ruß beschränkte. Der Name Percht leitet sich vom althochdeutschen peraht ab, was soviel wie "glänzend", "hell" bedeutet und abenfalls auf den weißen Aspekt der Göttin hinweist.


Luciafest in Schweden

Diese Wesensverwandlung zeigt sich auch im traditionellen Gebäck, das in Schweden zu Santa Lucia gebacken wird. Das Gebildebrot zeigt eine Doppelspirale mit jeweils einer Rosine im Zentrum. Es beschreibt den ewigen Zyklus von Tod und Wiederkehr.

Traditionelles schwedisch Gebäck zu Santa Lucia | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Lussekatter - Traditionelles schwedisch Gebäck zu Santa Lucia

Neben dem Maskieren gab und gibt es noch viele Losbräuche, die heute mit dem Luzientag verbunden sind, ehedem aber mit der Wintersonnenwende, dem Tag der Zeitenwende, verknüpft waren. Andere wiederum haben sich am ursprünglichen Datum gehalten und gehören heute zum Brauchtum während der Rauhnächte.

Einer der längst vergangenen Bräuche war der des Luzienapfels. Jedes heiratslustige Mädchen sollte beginnend mit dem 13. Dezember täglich einen Bissen von einem Apfel nehmen. Am 24. Dezember, wird sie mit dem Verzehr des letzten Bissens ihrem Zukünftigen begegnen und als solchen erkennen.

Auch in diesem Ritual zeigt sich die Wesensverwandlung. Mit dem Aufessen des Apfels stirbt das Alte und das Neue kann kommen.


Ein anderes Orakel erzählt, dass ein junger Mann unter strengen kultischen Vorschriften (Schweigen, Waschverbot, Holzwahl, Arbeitstechnik, zeitliche Begrenzung) beginnend mit dem 13. Dezember einen Schemel bis zum Heiligen Abend herzustellen hatte. Saß man während der Christmette auf diesem Schemel, konnte man alle dort anwesenden Hexen erkennen. Freilich ist auch dieses Ritual bereits christlich verzerrt. Zu vorchristlichen Zeiten ging es darum zu orakeln, was der neue Zyklus bringen wird. Der neue Samen wurde mit der Wintersonnenwende gelegt. Aber niemand wusste, was daraus entstehen würde. Es ging also um das Seherische. Saß man auf so einem, rituell hergestellten, Schemel, konnte man in die Zukunft sehen. In manchen Gegenden wurde schon zu Barbara mit dem Bau des Schemels begonnen.


Die "Dienerin" der Lucia mit der beflügelten Axt | Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Die "Dienerin" der Lucia mit der beflügelten Axt

Von der Zeit der Wesensverwandlung und der vorchristlichen Verehrung einer dreigestaltigen Göttin, die sich noch lange im Volksglauben gehalten hat, zeugt auch ein wunderschöner Brauch aus Slowenien und der Untersteiermark entlang der Mur. Zum Tag der Heiligen Lucia verkleideten sich zwei Frauen, oder manchmal auch zwei Männer als Lucia und Dienerin (Lucija in streznica) und ziehen von Haus zu Haus. Lucia war, was bemerkenswert ist, schwarz gekleidet und ihre Dienerin weiß. Lucia trägt einen großen Teller, mit Messer und Augen darauf, mit sich. Jenen Kindern, die nicht gerne beten, kratzt sie die Augen aus, jenen die gerne beten, bekommen ein Stück von einem Maisbrot. Die weiße Dienerin trägt ein Beil, an dem Flügel befestigt sind, bei sich. Die schwarze Lucia erinnert an die gabenspendende Tod-im-Leben Göttin der Anderswelt und ihr Jenseitsreich der Fülle (Maisbrot), die am Ende alles und jeden zu sich holt um es bzw. sie zu gegebener Zeit, in ihrem weißen Aspekt, wieder zurück auf die Erde schickt. An diesen weißen Aspekt erinnert die Dienerin der Lucia - nicht nur durch das weiße Kleid - sondern vor allem auch durch ihre Attribute. Die Flügel weisen sie eindeutig als Himmelsgöttin aus. Genauso wie das Beil, welches an die korinthische Doppelaxt erinnert, Symbol für den auf- und abgehenden Mond und Symbol der kretischen Sternengöttin Reha.


Vom schwarzen und dem weißen Aspekt der Urmutter und dreigestaltigen Göttin erzählen auch die Lutzelfrau und die Pudelmutter (pudeln bedeutet schütten/ausschütten also etwas geben), die im Burgenland, der Steiermark und Niederösterreich anzutreffen war. Dunkel bekleidet, mit Vogelmaske begleitet die Lutzelfrau als Seelenführerin die Seelen der übers Jahr Verstorbenen in ihr Jenseitsreich und beschenkt als weiße Pudelmutter (Gabenspenderin) die Kinder.


So erkennen wir hinter den vielen verschiedenen und doch artverwandten Luzienbräuchen, Rituale und Kulte der Zeitenwende zu Mittwinter und eine archaische Symbolsprache zur Verehrung der großen Urmutter, der dreigestaltigen Göttin.


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