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Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie

Die große Schnitterin - Lugnasad/Lammas

  • 29. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Juli und August sind die Monate der Reife, Fülle und Überfülle. Auf die Blüte folgen nun die Früchte: Marillen, Pfirsiche, Zwetschken, Äpfel, Birnen, Heidelbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren laden zur Ernte ein.


In den Getreidefeldern stehen die Ähren dicht an dicht. Die Abendsonne lässt sie golden leuchten, während ein warmer Sommerwind sanft darüberstreicht. Die trockenen Halme reiben sich aneinander und erzeugen ein leises, rhythmisches Knistern. Ein Anblick, der den jungsteinzeitlichen Menschen große Freude und tiefe Dankbarkeit gespendet haben muss. Für sie war der Ackerbau lebenswichtig.

Kornfeld, Kornkinder, Haare der Göttin - Raum und Mensch - Goemantie und Radiästhesie
Die Ähren - die goldenen Haare der Göttin bzw. ihre Kornkinder

Die Landwirtschaft entstand im sogenannten „Fruchtbaren Halbmond“ – ein sichelförmiges Gebiet, das sich vom Sinai über die Mittelmeerküste, die südöstliche Türkei und Mesopotamien bis zum Persischen Golf erstreckt. Hier nahm vor etwa 12.000 Jahren die neolithische Revolution ihren Anfang – die Geburtsstunde des Ackerbaus, wie wir ihn heute kennen.


Mit der Wiederbesiedelung des Alpenraums nach der letzten Eiszeit brachten diese frühen Menschen nicht nur das Wissen um den Getreideanbau mit, sondern auch ihre spirituellen Vorstellungen. Im Mittelpunkt stand eine große Erdgöttin, die alles Leben – Pflanzen, Tiere und Menschen – aus ihrem Leib hervorbrachte und ihre Kinder mit den Gaben der Natur nährte. Mutter Erde war die große Ernährerin, die Schöpferin und Schenkerin allen Lebens.


Daher war die Ernte für diese Menschen keine bloß praktische Tätigkeit, sondern ein heiliger Akt: ein Fest der Dankbarkeit für die Gaben der Großen Göttin, die ihnen mit ihrem Füllhorn Reichtum und Nahrung spendete.


Die Kornkinder und das Schnitterinfest

Der Hochsommer im August ist nicht nur eine Zeit der Fülle – er kündet auch vom Wandel. Seit der Sommersonnenwende wird die Sonne schwächer, die Abende kühler, die Schatten länger. Die größte Hitze bringt Trockenheit, Spannung liegt in der Luft – oft gelöst durch mächtige Sommergewitter.


Auch die Natur zeigt diesen Übergang. Während einige Sommerblumen noch in voller Pracht stehen, ziehen sich andere bereits zurück, verdorren und geben ihre Kraft in Samen und Körner weiter. Die Zeit des Vergehens beginnt, langsam, aber unabwendbar.


Im Jahreskreis markiert der August den Übergang von der roten (lebensspendenden) zur schwarzen (wandelnden) Kraft. Der Tod kehrt ein in die Natur – und mit ihm die Erntezeit.


Schon seit der Jungsteinzeit waren es die Frauen, die das Getreide kultivierten. Die Kornmutter schenkte ihnen dieses Wissen. Die Ähren galten als Kornkinder, die rund um heilige Hügel auf den Feldern standen – Hügel, die den schwangeren Leib der Erdgöttin symbolisierten. Mit dem ersten Schnitt begann ihre Geburt – und zugleich ihr Tod.


Die Kornernte war eine heilige Zeit, jeder Schnitt mit der Handsichel ein sakraler Akt. Die Sichel war nicht nur Werkzeug, sondern ein Symbol des abnehmenden Mondes, der das übermächtige Sonnenlicht begrenzt. Sie brachte den Kornkindern den Tod – aber auch die Verwandlung, die das Leben im Winter sicherte. Das Brot, das aus dem geernteten Korn gebacken wurde, galt als magisches Geschenk: Aus Tod wurde Leben. Diese Verwandlung war ein weibliches Mysterium, Ausdruck des zyklischen Weltbildes der vorchristlichen Kulturen.


Lughnasadh – das Fest der großen Schnitterin

Das Lebensrad/Jahresrad und die Jahreskreisfeste - Raum und Mensch - Geomantie und Radiästhesie
Das Lebensrad/Jahresrad und die Jahreskreisfeste

Das Schnitterinfest war eines der acht großen Jahreskreisfeste der frühen Ackerbaukulturen und wurde später von den Kelten übernommen. Deshalb kennen wir es heute unter dem Namen Lughnasadh (gesprochen: Lunasa), benannt nach dem keltischen Sonnenhelden Lug. Es war ein Mondfest, das um den Augustvollmond gefeiert wurde – auch Erntemond oder Getreidemond genannt.


Lug strahlte im Juli und August mit voller Kraft und drohte die Erde auszutrocknen. Die Göttin der Schnitterinnen beschnitt mit der Mondsichel seine Gluthitze – symbolisch und mythologisch.


Im angelsächsischen Raum wurde das Fest als Lammas bekannt – vom Altenglischen „Loaf-Mass“, also „Laibmesse“, die Feier des ersten Brotlaibes aus der frischen Ernte.


Heilige Notburga - Raum und Mensch - Geomantie und Radiästhesie
Heilige Notburga

Im Jahresrad steht Lughnasadh zwischen Sommersonnenwende (Litha) und Herbst-Tagundnachtgleiche (Mabon).


In der christlichen Tradition lebt die Figur der Schnitterin in der Heiligen Notburga weiter. Ihr Symbol ist ebenfalls die Sichel. Der Legende nach widersetzte sie sich im 13. Jahrhundert der Arbeit nach dem Feierabendläuten – und warf die Sichel in den Himmel, wo sie sich an einem Sonnenstrahl verfing. Dieses „Sichelwunder“ erinnert an die mythische Begrenzung der Sonnenkraft durch den abnehmenden Mond.


In einer Abbildung der Notburga in der Pfarrkirche von Rattenberg erkennen wir sie dargestellt in den Farben der Göttin (Weiß, Rot und Schwarz). In ihrer rechten Hand trägt sie die Sichel in Form des abnehmenden Mondes und die geschnittenen Ähren, mit ihrer linken Hand schenkt sie einem armen Mann Brot.


Der Schnitt, Kornpuppen und alte Bräuche

Die Jahreskreisfeste richteten sich nach dem Rhythmus der Natur. Die große Schnitterin, Priesterin und Stellvertreterin der großen Göttin, bestimmte den Zeitpunkt der Ernte. Diese Zeit war eine Phase der Freude, des Dankes, der Wandlung und des Abschieds. Denn jede Ernte, jedes Abschneiden, schafft Raum für Neues – in der Natur wie im eigenen Leben.

Gefeiert wurde nicht nur an einem Tag, sondern über mehrere Tage/Wochen hinweg. Erst mit der Einführung des Kalenders wurde das Schnitterinfest auf den 1. August festgelegt.


Kornpuppen bzw. Kornmandelen - Raum und Mensch - Geomantie und Radiästhesie
Kornpuppen bzw. Kornmadelen

Bei der Getreideernte wurden die geschnittenen Halme zu Garben gebunden, die man wieder zu mehreren auf dem Feld zum Trocknen zusammenstellte. Dabei entstanden menschenähnlichen Figuren, die Kornpuppen oder Kornmandelen. Nach dem Binden der letzten Garbe, wurde diese - als Verkörperung der großen Göttin selbst - in die Mitte des abgeernteten Feldes gestellt. Jetzt war die Ernte abgeschlossen und die Handsicheln konnten in diese letzte Garbe gehängt, also der Göttin zum Dank rituell geopfert werden.


In Tirol wurden die Kornpuppen auf den Feldern „Kornmatze“ genannt. „Matz“ entwickelte sich aus dem hebräischen „Matzah“, was für das heilige, ungesäuerte Brot steht. In diesem Begriff erkennen wir noch die uralte Bedeutung und den Zeitpunkt dieses Festes. Es begann, als aus dem ersten Mehl der frischen Kornernte der erste Brotlaib aus dem Ofen, der symbolisch für den Bauch der Mutter Erde steht, geholt wurde.


In manchen Gegenden im Alpenraum war jene Person, die die letzte Garbe schnitt, auch gleichzeitig der Korngeist und bekam für die Zeit bis zum nächsten Erntefest den Namen der letzten Garbe, wurde also ab jetzt „der Alte“, „die Kornmutter“ usw. genannt, wurde in Stroh gehüllt oder musste eine Strohpuppe anfertigen, die in einem feierlichen Umzug zum Hof geführt und dort gegen die vorjährige ausgetauscht, die im Anschluss feierlich verbrannt wurde. Den Schnitterinnen und Schnittern wurde dann ein festliches Mahl bereitet.


„Du hast den Alten und musst ihn behalten“. Mit diesen Worten bespricht die erste Schnitterin die letzte Garbe, auf dass der Korngeist in diese Garbe hineinschlüpfen möge und dem Haus, in das sie gebracht wird, zukünftigen Ernteseegen bringen möge


Anderswo wiederum wurde die letzte Garbe für die „armen Seelen“ stehen gelassen. In den verchristlichten „armen Seelen“ erkennen wir die verstorbenen Ahnenseelen, die Familiengeister, die auch nach dem Tod Teil der Sippengemeinschaft blieben. So konnten die Ahnengeister an dem Erntefest teilhaben.


Die goldenen Getreidefelder können wir noch heute sehen, die Arbeit der Schnitterin bzw. der Schnitter wurde längst durch riesige Erntemaschinen ersetzt. So verschwanden auch die Kornpuppen und die Kornmandelen und mit ihnen die Volksbräuche, die noch an die vorchristlichen Ernterituale erinnerten.


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