Im aktuellen - materiell geprägten - Zeitalter, entsteht Wahrheit durch wissenschaftliches Arbeiten. Dabei werden, etwas vereinfacht ausgedrückt, wissenschaftliche Hypothesen bzw. Theorien z.B. durch Experimente verifiziert und durch das Scheitern einer „umgekehrten Theorie“ - der Falsifikation, bestätigt. Es wird versucht, durch eine immer weitere Zerteilung der materiellen Erscheinungen, diese besser zu verstehen. Individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen werden viel zu oft in die Welt von Fantasie und Träumerei abgeschoben. Dieses verstandsgeprägte, analytische Denken ist linear und folgt dem kausalen Prinzip von Ursache und Wirkung. Die rationale Denkweise der materiellen Welt sucht die absolute, allgemeingültige Wahrheit.
Dem Prinzip des analytischen und rationalen Denkens steht das analoge Denken bzw. die analoge Wahrnehmung gegenüber. Analoges Denken ist persönlich und bedarf keiner Analyse. Analoges Denken fußt auf der hermetischen Weltanschauung des Hermes Trismegistos: „Wie oben, so unten, wie innen, so außen“. Alle Erscheinungen (materielle und nicht materielle) stehen miteinander in Verbindung. Alles ist in allem enthalten, wenn auch manchmal nur als Information.
Analoge Wahrheiten entstehen nicht durch Theorien, die unser Verstand aus Informationen der Vergangenheit erstellt, sondern immer aus der Präsenz im Augenblick. Wir nehmen etwas wahr. Die Wahrheit will genommen werden.
Analoge Wahrheit entsteht in diesem Sinne, sobald wir mit etwas in Resonanz gehen und dadurch entsprechende Informationen für uns sichtbar, bzw. durch uns erkannt werden. Wie ein vorgehaltener Spiegel. Das Wort „Analog“ kommt vom altgriechischen analogos, was so viel wie „entsprechend, gleichartig“ bedeutet. Das analoge Prinzip, bzw. das analoge Denken ist also das Verstehen, Begreifen und Handeln in bzw. aus Entsprechungen heraus. In einer allverbundenen Welt wirkt sich jede Veränderung auf den Mikrokosmos im Makrokosmos aus und wirkt unmittelbar wieder auf uns zurück. In jedem Teil ist das große Ganze, die Ganzheit enthalten. Die Vielfalt steckt in der Einheit. In jedem Samen steckt das ganze (potenziell) Korn. Wir erleben alle das Gleiche, nur jeweils etwas anders.
Somit ist die analoge Wahrheit, gewonnen aus der analogen Wahrnehmung, immer eine individuelle Wahrheit. Denn wenn ich mit etwas in Resonanz komme, gilt das nicht zwangsläufig auch für alle anderen. Es gibt keine eindeutigen, universal gültigen analogen Wahrheiten. Die unterschiedlichen, analogen Wahrheiten müssen wir hinnehmen und aushalten können, auch wenn es oft schwerfällt. Aus persönlicher Erfahrung kenne ich diese Problematik aus Diskussionen wie sich z.B. ein Ort anfühlt, oder welche Qualitäten ein Ort hat.
Analoge und rationale Wahrheiten dürfen nicht vermischt werden, da sie aus unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen heraus, gebildet werden.
Analoges Denken ist unmittelbares Wahrnehmen und geschieht aus dem Sein heraus. Es ist das schöpferische Prinzip. Geschehen lassen, was wirken will – aus der Seele heraus.
Im Folgenden ein anschauliches Beispiel zum analogen Prinzip. Nimmst du z.B. dein Haus als unordentlich, chaotisch, unruhig war, kann diese äußere Unordnung ein Spiegel deiner inneren Unordnung bzw. Unruhe sein. Im kausalen Denken der materiellen Welt werden wir versuchen der äußeren Unordnung in der Wohnung durch das Ursache-Wirkung Prinzip Herr bzw. Herrin zu werden. Es gibt tausende Bücher und Anleitungen wie wir besser Ordnung halten können. Doch wenn wir die Unordnung in uns nicht beseitigen, wird die mühsam geschaffene Ordnung im Haus bald wieder der alten Unordnung weichen.
Ein Beitrag, den man öfters lesen muss! Es fällt uns heute leider schwer, sich in das analoge Denken hinein zu leben, doch können wir es wieder lernen und als Aspekt in unserem Denken und Fühlen zulassen