Ich werde oft gefragt „was ist eigentlich Radiästhesie?“ oder „was ist eigentlich Geomantie?“ oder auch „was ist eigentlich ein Kraftplatz?“.
In dieser Rubrik, die ich treffend „Was ist eigentlich…?“ nenne, werde ich in kurzen Beiträgen auf diese und viele weitere Fragen eingehen.
Heute
Was ist eigentlich… der Genius Loci?
Einleitung
Die Verehrung eines Genius Loci, eines Ortsgeistes, finden wir vor allem in der griechischen und römischen Antike. Doch bereits in der alteuropäischen animistischen Naturbezogenheit war das Konzept eines Ortsgeistes oder einer Ortsgottheit immanent, das sogenannten Numen, die Anwesenheit eines gestaltlosen Göttlichen.
Orts- und Berggottheiten
Ein der belegten und gleichzeitig bekanntesten Orts- und in diesem Fall auch Berggottheiten im Alpenraum war der keltische Poeninus. Sein Heiligtum befand sich auf der Passhöhe des Großen St. Bernhard. Er wurde von den damals dort ansässigen Keltenstämmen - den Veragrer und Seduner - als Naturwesen und Schutzgeist des Ortes verehrt und mit kleinen Gaben bedacht. Häufig findet man an solchen Orten auch Schalensteine zum Ablegen der Opfergaben. Dass sich der Brauch im Alpenraum auf Anhöhen Steine aufzuschichten davon ableitet ist denkbar. Heut meint man, diese „Steinmänner“ wurden und werden zur Orientierung bei schlechtem Wetter errichtet. Mit den Römern kam es zu einer Überstülpung der keltischen Götter durch die römischen. Auf den Poeninus folgte Jupiter und mit dem Christentum schließlich der Heilige Bernhard, der heut dort als Statue thront. Heute finden wir Poeninus noch in Landschaftsnamen erhalten, wie im Ortsnamen Valpelline oder dem bekannten Bergkamm Apennin. Alle haben die keltische Sprachwurzel *pen gemeinsam, die soviel wie Berg bedeutet. Der Pass hieß bis ins Mittelalter Mons Iovis (Jupiterberg).
Weitere keltische Ortsgottheiten waren unter anderem die Muttergöttinnen (Mutter Erde) Matronis und die Alpengöttinnen Alpibus.
Reste dieser Personifizierung, der Körperhaftigkeit der Landschaft haben sich in der römischen Verehrung des Genius Loci erhalten.
Ortsbewusstsein und der Genius Loci
Loci bedeutet soviel wie Ort und unter Genius kann man den Geist, den Schutzgeist oder auch die Kraft des Ortes verstehen. Die Griechen kannten zwei Begriffe einen Ort zu beschreiben. Zum einenTopos, der die physikalische Erscheinung eines Ortes beschrieb und dann noch den Begriff Chora, der das aktive eines Ortes beschrieb, die Kraft des Ortes in uns z.B. Gefühle auszulösen oder unsere Spiritualität zu entfachen.
Bei den Römern war dieses Chora der Genius Loci. Bildlich wurde der Genius Loci zumeist in Form einer Schlange dargestellt. Sie stellt das Bewusstsein des Ortes, die spirituelle Präsenz die diesen Ort beseelt und beschützt, dar.
Später wurde der Geist des Ortes auch vermenschlicht und stellte das Bild des Schutzgeistes dar, der das universelle Prinzip dieses Ortes zum Ausdruck brachte.
Wenn die Römer fremde Gebiete eroberten haben sie die spirituelle Souveränität des Ortes respektiert und für den Geist des Ortes eine Weihtafel aufgestellt.
In Abbildung 2 siehst du den Genius Loci im Park an der Ilm in Weimar. Es ist das Abbild eines römischen Denkmals zu Ehren des Schutzgeistes des Ortes. Die Schlange zeigt die Kraft des Ortes. Schön zu sehen auch die Opfergaben in Form von mehreren Brotlaiben zu Ehren des Genius Loci.
Wenn du nun an Orten bist, die dich berühren und die du näher kennen lernen möchtest, kannst du dich mit dem Geist dieses Ortes verbinden, um das universelle Prinzip dieses Ortes, den paradiesischen Urzustand zu erfahren.
Tipp:
Mehr über den Geist des Ortes und viele weitere Möglichkeiten deinen Landschaftsraum geomantisch zu verstehen und zu entschlüsseln, erfährst du im Online Live-Seminar Geomantie in der Landschaft, oder im Präsenz-Seminar Geist und Seele der Landschaft, bei dem wir in die Landschaft gehen und dort mit zahlreichen Übungen tief in das Ortsbewusstsein eintauchen.
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