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Auf den Spuren der drei Bethen in Südtirol

Aktualisiert: 31. Aug. 2021


Ampet, Gewer und Bruen - St. Nikolaus - Klerant Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Ampet, Gewer und Bruen - St. Nikolaus - Klerant

Endlich fand sich die Zeit für eine Reise in meine alte Heimat. Schon lange verspürte ich den Wunsch die in Südtirol zahlreichen Orte der Verehrung der drei heiligen Frauen, der drei Bethen oder der drei Schwestern zu besuchen.


Die Ursprünge der drei Bethen reichen weit zurück bis in die Altsteinzeit, die geprägt war von einer Göttinnenspiritualität. Zahlreiche Funde von Göttinnen-Statuetten, verstreut über ganz Europa zeugen davon. Diese eine, große Muttergöttin zeigte sich im Laufe der Zeit in drei Aspekten. Als weiße Göttin bewohnt sie die Himmelsregion, als erwachsene, rote Frauengöttin die Region von Land und Meer. In der Gestalt einer alten, weisen Frau bewohnt sie als schwarzer Aspekt die Anderswelt.


Mit dem Aufkommen des Patriarchats wurde die Göttin mehr oder minder zur Begleiterin, zum Aufschmuck der großen Götter der neuen Herrscherschicht degradiert. Doch im Volksglauben wurde die dreifache Göttin weiter verehrt. Bei den Griechen waren es die drei Moiren, bei den Römern die drei Parzen, bei den Kelten die Matronen, jeweils verehrt als Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden spinnen, zuteilen und abschneiden.


Auch im Mittelalter erlosch der Kult um die drei Frauen nicht. Vor allem in abgelegenen Gebieten des Alpenraums, die das Christentum erst viel später erreichte, konnte die Verehrung der Göttin - jetzt in Form der drei Bethen, der drei heiligen Frauen - weiter ausgeübt werden. Diese Verehrung ist belegt durch eine schriftliche Erwähnung Burchards von Worms in seinen Büchern „XX libri decretorum“. Dort notierte er folgende Beichtfrage, welche die Priester bei der Beichte an die Menschen zu richten hatten: „Hast du, wie dies manche Weiber zu tun pflegen, zu bestimmten Zeiten in deinem Haus den Tisch mit Speise und Trank gerüstet und drei Messer dazugelegt, damit die ‚drei Schwestern‘ sich daran laben?“ Mit den drei Schwestern meint er die drei weißen Frauen, die drei Bethen, die in der Zeit von Mittwinter bis 6.Jannuar in die Häuser der Menschen kamen und Segen, Schutz und Fruchtbarkeit für Haus und Hof für das kommende Jahr spendeten.


Die Bethen-Dreiheit haben eigenartige Namen. In Klerant lauten sie auf Ampet, Gewer und Bruen, in Meransen nennen sie sich Aubet, Cubet und Guere, in Obsaurs wiederum Ambett, Gwerbett und Willbett, oder in Schildthurn kennen wir sie als Ainbeth, Wilbeth und Werbeth. Häufig wir den Namen ein S. oder St. vorangestellt. Ein Versuch die drei Bethen zu christlichen Heiligen zu machen. Doch die seltsamen Namen unterscheiden sich zu deutlich von den üblichen Heiligennamen, so dass es schwer fällt an einst lebende und später heiliggesprochene Frauen zu denken. Sie deuten auf weit frühere Herkunft hin. Auch sind die eigentümlichen Namen bei allen dreien wiederum ein Zeichen für eine untrennbare Dreiheit. Die drei Bethen sind als göttliche Muttertrinität in drei Aspekten zu verstehen, die zusammen die eine große Göttin bilden und nicht voneinander zu trennen sind.


Klerant

Zunächst besuchte ich Klerant, oberhalb von Brixen im Eisacktal. Das kleine gotische Kirchlein aus dem 15. Jahrhundert ist dem heiligen Nikolaus geweiht. Von außen wirkt es schlicht. Doch gerade diese Schlichtheit lenkt die Aufmerksamkeit des Besuchers nach innen und ich war sofort berührt, umarmt von der leichten, lichten, zarten und beschützenden Atmosphäre dieses besonderen Platzes. Das feine Licht und die angenehme Wärme der Vormittagssonne passten wunderbar dazu.

Das Innere des Kirchleins ist ausgeschmückt mit Fresken des Meisters Leonhard von Brixen (Lienhart Scherhauff). Unter den Fresken findet sich auch eine – wie ich meine – selten schöne Abbildung der drei Bethen. Die lieblich dargestellten Frauen haben Kronen auf dem Haupt und Broschen (vielleicht auch Äpfel, verzierte Kugeln, Broschen, Thaler?) in den Händen. Die Inschrift lautet: „S. anpet, S. gewer, S. bruen“.

Die Farben ihrer prunkvollen Mäntel verraten deutlich die drei Aspekte der einen großen Göttin die sie repräsentieren.


Bruen ist mit einem weißen Mantel bekleidet und steht für den weißen Aspekt der einen Göttin. Sie steht für das starke, jugendliche Mädchen, die jagende Amazone auf ihren Wagen mit weißen Hirschen oder Löwen davor. Sie ist die weiße Mondgöttin, der weiße Sichelmond des Neumondes. Als Tochter der einen Urgöttin, der kosmischen Schöpferin der Welt, ist sie die Herrin des Himmels.


Gewer ist mit einem roten Mantel abgebildet. Sie ist die rote, erwachsene Frauengöttin, die mit ihrer erotischen Kraft alles Leben hervorbringt. Sie ist die Schenkerin von Liebe und Leben, die Verkörperung des Landes selbst. Sie ist die Tochter der anderen Urgöttin, der Erde selbst, Mutter alles Lebendigen aus der heraus sie als roter Vollmond am Horizont geboren wird. Sie ist die Herrin von Land und Meer.


Anpet hat einen schwarzen Mantel umgehängt. Sie repräsentiert den schwarzen Aspekt der Göttin, die weise Alte, die dunkle Göttin der Transformation, die Tod-im-Leben Göttin. Sie ist die Herrin der Anderswelt, in der alles verschwindet, die Sonne am Abend, die Pflanzen im Herbst, die Menschen im Herbst ihres Lebens. Alles durchlebt seine Jenseitsreise durch die unsichtbaren Tiefen der Erde um am nächsten Morgen, im nächsten Frühling, im nächsten Leben wieder aus der Erde emporzusteigen. Die schwarze Göttin des Todes und der Wiederkehr ist die Schicksalsgöttin und verkörpert als Herrin über Orakel, Heilung und Magie die Weisheit und das Wissen.

Anpet hebt sich von den anderen Beiden durch die Perlenkette in ihrer Rechten ab. Wie sich schon bei den keltischen Matronen auf den zahlreichen römischen Weihetafeln die mittlere von den beiden äußeren abhebt, so nimmt auch auf diesem Bild Anpet einer Sonderstellung ein. Anpet steht für den zentralen Aspekt der matriarchalen Kultur, den Wiedergeburtsglauben.


Interessant ist, dass auf einem anderen Fresko des Kirchleins der Heilige Nikolaus einen Bann über die Göttin Diana ausspricht: Auf dem entsprechenden Spruchband steht: „Diana Du böser Geist flieh aus diesem Haus im Nahm Ihus“. Einerseits erscheint die Göttin in diesem einzigartigen Kirchlein als „die Gute“, in Form der drei Bethen und andererseits als „die Böse“ in Form der Diana, die aus dem Haus getrieben wird.

Sankt Nikolaus in Klerant


Karnol

In Karnol, unweit von Klerant steht das Kirchlein St. Johannes der Täufer aus dem 12. Jahrhundert. Es steht einsam auf einem Rundhügel. Auch dieses Kirchlein ist beeindruckend geschmückt mit einem zarten Netzgewölbe und zahlreichen Fresken. Hier finden wir die drei Bethen indirekt über ihre Nachfolgerinnen im Christentum. Diese sind die heiligen drei Madeln. „Barbara mit dem Turm, Margarethe mit dem Wurm und Katharina mit dem Radl des sind die heiligen drei Madeln“. Vor allem Barbara und Katharina sind sehr schön dargestellt. Die innere Qualität des Platzes war für mich vergleichbar bis identisch mit der Qualität des Platzes in Klerant.

St. Johannes der Täufer - Karnol


Meransen

Aubet, Cubet und Guere - Kirche zu den Hl. Drei Jungfrauen - Meransen - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Aubet, Cubet und Guere - Kirche zu den Hl. Drei Jungfrauen - Meransen

Meransen war die dritte Station meiner Reise, am westlichen Ende des Pustertales, auf einem Hochplateau auf 1400 m ü.d.M. gelegen. Auch hier wurden die drei Bethen besonders stark verehrt. Es wurde zu einer Wallfahrtsstätte. Eine Legende berichtet von drei burgundischen Prinzessinnen, die sich auf der Flucht vor fremden Kriegsvölkern ins Gebirge retteten (Hier klingt die Flucht der matriarchalen Kulturen vor den patriarchalen, kriegerischen Völkern in die Gebirgstäler durch, so wie sie unter anderem in den Sagen vom Feenvolk in den Dolomiten verkappt erzählt wird).

Beim Aufstieg nach Meransen litten sie an Durst und Hunger. Sie machten Rast und baten um Schutz vor Sonne, um Wasser und Nahrung. Da wuchs an dieser Stelle ein Kirschbaum mit reifen Früchten und aus der Erde entsprang eine Quelle. Diese Stelle nennt sich heute Jungfernrast und wird noch immer verehrt. Hier im Gebirge bewirkten die drei Frauen zahlreiche Wunder und starben in Meransen.


In der Kirche finden wir die drei Bethen gleich zweimal. Einmal als Altarbild in Form einer Holzschnitzerei aus dem 15. Jahrhundert. Hier nennen sie sich S. Aubet, S. Cubet und S. Guere. Alle drei tragen eine goldene Krone, deren Zacken aus Radkreuzen gebildet sind. Guere trägt eine weiße Bluse und hält in ihrer Rechten einen Pfeil und erinnert an die weiße, jugendliche Göttin der Jagd. Cubet trägt einen roten Mantel und in ihrer Rechten hält sie ein Buch über das Wissen der weiblichen Künste des Ackerbaus, der Domestikation der Tiere, und des Gartenbaus die sie an die Menschen weitergibt. Sie erinnert an die rote Frauengöttin der Fruchtbarkeit und Liebe. Aubet trägt in ihrer Rechten eine kleine Tasche, hier sammelt sie die verstorbenen Seelen eine und nimmt sie mit in die Anderswelt auf die Jenseitsreise damit sie als Kinderseelen wiedergeboren werden können. Sie erinnert an den schwarzen Aspekt der einen großen Göttin. Sie ist die Schenkerin von Tod und Wiedergeburt.

Eine weitere Darstellung der drei Bethen finden wir in einem großen Deckenfresko. Hier wurde den drei heiligen Frauen keine Attribute zugeordnet. Auffallend ist wiederum, dass eine der drei, die Mittlere, durch Perlenketten um Hals und Arme hervorgehoben wird.

Meransen - Hl. drei Jungfrauen


Wenn du mehr über die große Göttin bzw. die drei Bethen oder die heiligen drei Madeln erfahren möchtest, empfehle ich dir folgende Veranstaltungen:


Online-Seminare:


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